Mein erster Einsatz als Ärztin in einem Hilfsprojekt auf den Philippinen
Am 1. Januar 2015 startete ich zu meinem ersten medizinischen Auslandseinsatz für die Hilfsorganisation German Doctors . Darauf hatte ich mich eine lange Zeit vorbereitet, zahlreiche tropenmedizinische und reisemedizinische Weiterbildungen besucht. Voll Freude und Spannung, aber auch mit einem mulmigen Gefühl im Bauch sah ich dem Einsatz entgegen.
Ich reiste für 6 Wochen nach Mindanao, eine der philippinischen Inseln. Dort war ich gemeinsam mit einem deutschen Kinderarzt und einer deutschen Gynäkologin in einem kleinen Krankenhaus mitten in den Bergen, in Buda eingesetzt.
Die Arbeit umfasste gemeinsam mit einem philippinischen Arzt sowohl die Aufnahme und Betreuung der Patienten im Krankenhaus , überwiegend Kinder und Frauen , als auch die Sprechstunde in der großen Ambulanz. So ging unser Arbeitstag meistens von 8 bis 19 Uhr. Zusätzlich versorgten wir abwechselnd im Nachtdienst den kleinen "Emergency Room".
Bis zu 100 Patienten kamen täglich von weit her aus den Dörfern in unsere Ambulanz, um kostenlose medizinische Hilfe zu bekommen. Dabei nahmen die Menschen oft kilometerlange Fußmärsche in Kauf, da keine Straßen in die Bergdörfer führen und sich nur die wenigsten die Mitfahrt auf einem Moped oder Motorrad leisten können. Der größte Anteil unserer Patienten waren Kinder jeden Alters.
In der Ambulanz hatte jeder Arzt einen Dolmetscher, der die einheimische Sprache ins Englische übersetzte. Ich hatte einen wunderbaren und liebenswerten Dolmetscher Alfonso, von dem ich sehr viel über das Leben der Menschen in Mindanao gelernt habe.
Die häufigsten Erkrankungen, die wir behandelten, waren :
Atemwegsinfekte ( von harmlos bis zu schweren Lungenentzündungen), Tuberkulose, Durchfallerkrankungen, Masern mit allen Komplikationen, Blutarmut zum Beispiel durch Wurmerkrankungen, Hauterkrankungen jeder Art, Unterernährung der Kleinkinder, Rücken - und Gelenkerkrankungen durch die schwere Feldarbeit, Probleme in der Schwangerschaft, aber auch Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Epilepsien und Asthma . Relativ selten sahen wir typische Tropenkrankheiten wie Malaria, Denguefieber oder Hepatitis A.
Der für mich schwierigste und emotional schwerste Teil der Arbeit war die Behandlung der schwer unterernährte und ausgetrockneten Säuglinge und Kleinkinder. Die Frauen in Mindanao bekommen schon sehr jung - nicht selten mit 15 oder 16 Jahren - ihre ersten Kinder. Die meisten entbinden traditionell ohne medizinische Hilfe zu Hause. Fast alle Frauen haben viele Kinder und manchmal schaffen sie es nicht mehr, die Kleinsten ausreichend zu versorgen. Von dem sehr erfahrenen Kinderarzt an meiner Seite konnte ich unglaublich viel lernen. Oft waren die Kinder in so erschreckend schlechten Gesundheitszustand, dass ich nicht glaubte, helfen zu können. Um so wundervoller und erfüllender war es, zu sehen, wir die Kinder und ihre Mütter kämpften und sich meistens langsam erholten.
Die letzten 2 Wochen meines Einsatzes ging ich gemeinsam mit 3 Philippinos auf "Rolling Clinic Tour". Dabei waren wir in sehr entlegenen Gebieten mit einem Geländewagen auf Holperpisten unterwegs, mit den notwendigsten Medikamenten und allem, was man für eine Sprechstunde braucht, ausgerüstet. An täglich wechselnden Orten hielt ich mit Hilfe meiner Begleiter die Sprechstunde ab, manchmal nur unter einem Dach oder in einer offenen Kirche oder auch in kleinen Räumen, wenn der Ort ein Gesundheitscenter hatte. Dabei versorgten wir täglich zwischen 30 bis 70 Patienten, gelegentlich auch mal über 100.
Diese Tour war eine wundervolle und anstrengende Erfahrung für mich. Da wir unter einfachsten Bedingungen in den Dörfern übernachteten, konnte ich Land und Leute hautnah erleben. Ich habe wieder neu gelernt, dass fließendes Wasser und ein Bett Luxus sind... Aber die große Dankbarkeit und Freundlichkeit der Menschen, die wunderbare Landschaft waren die Strapazen absolut wert. Außerdem hatte ich ein fantastisches Team, das mich liebevoll umsorgte, und trotz aller Anstrengung hatten wir sehr viel Spaß miteinander.
Nach 6 Wochen ging eine wunderbare, anstrengende, erfüllte und sehr bereichernde Zeit zu Ende. Ich wäre gerne länger geblieben und werde diese Art Einsatz unbedingt wiederholen. Ich habe sehr viel Dankbarkeit und ein gemeinsames Miteinander erfahren. Ich konnte sehr viel dazu lernen und hatte das gute Gefühl, an den Herausforderungen zu wachsen. Ich war begeistert, wie gut das einheimische Krankenhauspersonal, die Hebammen ausgebildet sind. Und ich finde es bewundernswert, was die German Doctors als reine spendenfinanzierte Organisation in ihren vielen Projekten auf den Philippinen, in Kenia, Indien oder Bangladesch leisten.
Mehr über die Projekte der German Doctors erfahren Sie unter www.german-doctors.de
Gerne können Sie dort auch für eines der Projekte spenden.
Sollten Sie Interesse an mehr Informationen zu diesem Einsatz oder der Arbeit für die German Doctors haben, können Sie mich gerne per E-Mail kontaktieren.
Alle Bilder habe ich mit Zustimmung der aufgenommenen Personen gemacht.